Die Geschichte des Weinbaus in Brandenburg

Seit über 800 Jahren wird in der Mark Brandenburg Weinbau betrieben. Das geschah vor allem unter der Obhut der brandenburgischen Markgrafen und Bischöfe und durch das aktive weinbauliche Wirken der zahlreichen Klöster, insbesondere der Zisterzienser, aber auch der Prämonstratenser, Benediktiner, Dominikaner und Franziskaner. Eine bedeutende Förderung erfuhr der Weinbau seit dem 15. Jh. durch die aus Franken kommenden Kurfürsten der Hohenzollern. In diesem Zusammenhang entstanden viele kurfürstliche Weinberge und märkischer Wein fehlte fortan an keiner kurfürstlichen Tafel. Zur Verbesserung der Weinbaukunst wurde 1578 durch Kurfürst Joh. Georg die erste märkische Weinmeister- Ordnung erlassen.

Nach Werder (Havel) kam der Weinbau durch die Mönche des Zisterzienserorderns, zu deren Kloster um 1317 dieser Flecken gehörte. Zur eigentlichen Blüte des Weinbaus kam das kleine Städtchen erst unter dem Großen Kurfürsten. So lebten in der Mitte des 18. Jh. zwar nur 192 Einwohner in der Stadt, davon waren aber 30 Weinmeister, die über 200 Weinberge mit einer Rebfläche von über 400 Morgen (ca. 100 ha) bewirtschafteten. Von dieser Fläche wurden im Jahresdurchschnitt 1650 hl Wein gekeltert.

Das ökonomische Gewicht des Weinbaus zeigte sich nach dem harten Frostwinter 1739/40. König Friedrich II. hatte von Werder und anderen Orten der Mark verlangt, den Weinbau einzustellen und Getreide anzubauen. Werders Bürgermeister wandte sich an die Kurmärkische Kammer und begründete, daß dies unmöglich sei, weil die halbe Stadt vom Weinbau lebe und dann betteln gehen müsse und Getreide auf den Sandbergen nicht gedeihe. Obwohl der Wein aus Werder damals zu den besten der Mark zählte, ging der Kelterweinbau seit der 2. Hälfte des 18. Jh. dennoch zurück.

Gründe dafür waren:

  • ökonomische Konkurrenz durch südländische Weine im Hauptabsatzgebiet Berlin-Potsdam
  • witterungsbedingte Ausfälle, die auf Grund schlechter Wirtschaftlichkeit nicht mehr ausgeglichen wurden
  • unzureichende Qualifikation der Weinbergsbetreiber, so daß der Sprung zum Qualitätsweinbau nicht vollzogen werden konnte

Deshalb trat zunehmend an die Stelle des Kelterweinbaus mehr und mehr der Speisentraubenanbau für den Potsdamer und Berliner Markt als kostengünstigere Alternative zum Kelterwein. Aus den gleichen Gründen breiteten sich die Obstbäume in den Weinbergen immer weiter aus. So hatten Kirschen und Beerenobststräucher gegen Ende des 19. Jh. den Rebstock vollständig verdrängt. Aus dem Weinbau hatte sich der weit über die Grenzen Deutschlands bekannte Obstbau entwickelt.

Die Weinmeister als Spezialisten der Rebkultur wurden zu Urvätern des Obstbaus – aus Weinmeistern wurden Obstzüchter.

Mehr Informationen zur Historie des Weinbaus in Werder finden Sie im Büchlein Am Polarkreis des Weinbaus von Dr. Roland Fröhlich (Vacat Verlag Potsdam 2001, ISBN 3-930752-17-4).